Vom Höherwertigkeitskomplex des Menschen

Mensch und Tier vereint

Vom Höherwertigkeitskomplex des Menschen

„Höherwertigkeitskomplex der Menschen“ – diesen Ausdruck der Tierkommunikatorin Penelope Smith finde ich wunderbar!

Er bezeichnet die leider immer noch weit verbreitete Betrachtungsweise, dass der Mensch über allem stehe. Was gleichzeitig alles, was nicht menschlich ist, abwertet, weil es minderwertig(er) ist: Weniger intelligent, ohne Verstand und Vernunft. Das betrifft besonders die Tiere. Nur, weil sie andere körperliche Voraussetzungen und Lebensumstände als Menschen haben, meint die selbsternannte „Krone der Schöpfung“, dass sie weniger wert sind.

Andere körperliche Voraussetzungen haben beispielsweise auch Menschen mit Behinderung – sind sie deshalb weniger wert?

Andere Lebensumstände und unterschiedliche Kulturen gibt es ebenso unter Menschen. Immerhin ist die menschliche Entwicklung – nicht zuletzt dank Revolutionen wie dem Civil Rights Movement und der beiden Frauenbewegungen – inzwischen so weit vorangeschritten, dass zumindest in der westlichen Welt mehr Akzeptanz und Toleranz herrscht gegenüber Menschen, die eine andere als die standardweiße Hautfarbe, eine andere Kultur und Herkunft, ein anderes von der männlichen Norm abweichendes Geschlecht oder eine andere Liebesweise als die heterozentristische haben. Der – in der Norm weiße, männliche und westliche – Mensch hat es inzwischen weitgehend geschafft, anzuerkennen, dass es noch andere Denk- und Lebensweisen gibt als die seine.

Natürlich gibt es immer noch Rassismus, Sexismus, Homophobie und andere Probleme in westlichen Gesellschaften; das möchte ich gar nicht verharmlosen. Jedoch sind wir hier in den vergangenen Jahrzehnten ein gutes Stück vorangekommen. Gleichzeitig haben wir es geschafft, unseren Höherwertigkeitskomplex zumindest ein gutes Stück weit abzulegen.

Höherwertigkeitskomplex = Minderwertigkeitskomplex

Nun wären die Tiere dran. Die Lebewesen, die uns so viel geben als Haustier, Assistent (beispielsweise Drogenspürhunde und Therapiepferde) oder Nahrungslieferant. Die wir gleichzeitig massenweise so schamlos ausnutzen, quälen und töten im Namen der ach so wissenschaftlich arbeitenden Wissenschaft, der angeblich gesunden Ernährung, der Mode oder wegen seltsamer Schönheitsnormen – Stichwort Qualzuchten.

Sowieso ist der Höherwertigkeitskomplex eigentlich ein Minderwertigkeitskomplex. Denn warum hat es jemand nötig, sich über andere zu stellen? Weil er (oder sie) sich in seinem tiefsten Inneren eigentlich klein, ungeliebt, dumm und wertlos fühlt. Als Kompensation für diese Gefühle stellt er (oder sie) sich über andere, stempelt diese als klein und dumm ab und schneidet sie ab von seinem Mitgefühl. Jemand, der sich in sich sicher und geliebt fühlt, kann demgegenüber andere so sein lassen wie sie sind.

Also: Würde ein Zacken aus der Krone der Schöpfung brechen, wenn wir nun im nächsten Schritt Tiere als unsere Mitgeschöpfe anerkennen als das, was sie sind? Nämlich anders zwar als der Mensch, aber aus anders folgt nicht logischerweise minderwertig(er). (Und der moderne Mensch sieht sich doch als ach so vernunftbegabt und logisch handelnd …)

Was wäre, wenn wir (bzw. alle Fleischesser) genauer darauf achten würden, wo das Steak herkommt und vielleicht eines weniger pro Woche essen? Aber dafür eines, das ein paar Euro mehr kostet? Warum lassen wir uns immer noch so sehr von der Werbung verführen, die uns angeblich gesunde Ernährung anpreist – für Mensch und Tier – anstatt dass wir uns genauer mit den Deklarationen beschäftigen, die kaum verständlich sind für Laien?

Das war nun der Punkt Ernährung von Mensch und Haustier; natürlich ist es wünschenswert, dass all unsere Mitgeschöpfe auch in allen anderen Punkten mehr Anerkennung und Wertschätzung erhalten. Und dass wir unseren Höherwertigkeitskomplex überwinden und dabei zu neuer Größe reifen. Zum Wohle aller, nicht zuletzt unseres eigenen.

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