Steffi Jones: „Niemand vergleicht Steffi Graf mit Boris Becker“

Steffi Jones Das gepflegte Wort - Texte Lektorat PR Köln

Steffi Jones: „Niemand vergleicht Steffi Graf mit Boris Becker“

Die DFB-Direktorin und frühere Nationalspielerin Steffi Jones spricht im Interview über Unterschiede zwischen Männer- und Frauenfußball und die Förderung von Mädchen.

Frau Jones, warum gehen Sie an Schulen, um dort für Fußball zu werben?

STEFFI JONES: Mir hat der Fußball viel gegeben, davon möchte ich ein wenig zurückgeben und Schülern eine Perspektive aufzeigen – die nicht mal unbedingt im Sport liegen muss. Vielmehr sollte jedes Kind etwas finden, das ihm Spaß macht und Selbstvertrauen gibt.

Muss der DFB noch mehr für den Mädchenfußball tun?

JONES: Man darf Mädchen und Jungen ebenso wenig miteinander vergleichen wie Frauen- und Männerfußball.

Wieso?

JONES: Weil es zwar die gleichen Regeln sind, aber die körperlichen Voraussetzungen unterschiedlich. Man kann deshalb beispielsweise nicht pauschal sagen, der Männerfußball ist aber viel schneller und athletischer als der Frauenfußball. Sie vergleichen ja auch nicht Steffi Graf mit Boris Becker. Außerdem ist die Tradition im Frauenfußball, der erst in den 1970er Jahren erlaubt wurde, viel kürzer. Deshalb muss es genügend Angebote für Mädchen geben, die Fußball spielen wollen. Der DFB bringt beispielsweise mit seiner Kampagne Team 2011 Mädchen in Fußball-AG’s und Vereine.

Laut Fußballverband Mittelrhein melden sich seit der Männer-WM 2006, die in Deutschland stattfand, kontinuierlich mehr Mädchen bei den Vereinen an. Die beiden großen Frankfurter Klubs 1. FFC und FSV können sogar gar nicht alle interessierten Mädchen aufnehmen. Bundesweit sollte die Frauen-WM 2011 einen weiteren Schub geben. Ist dies gelungen, trotz des unerwartet frühen Aus im Viertelfinale?

JONES: Das war einer der letzten entscheidenden Meilensteine, die wir verwirklichen wollten. Allerdings ist der Frauenfußball in Deutschland schon jetzt auf einem hohen Niveau, verglichen mit anderen Ländern. Trotzdem müssen wir weiterhin Strukturen optimieren. Daran arbeiten wir engagiert, denn die Sportart ist noch kein Selbstläufer. Und wir machen dabei große Fortschritte, die Zuschauerzahlen in der Frauen-Bundesliga sind seit der WM 2011 um 40 Prozent gestiegen.

Ein Erfolg auf diesem Weg ist auch das DFB-Pokalfinale, das inzwischen als eigenständige Veranstaltung in Köln stattfindet und nicht mehr als „kleines Finale“ vor dem Spiel der Männer in Berlin.

JONES: Ja, und gleich beim ersten Mal hatten wir einen europäischen Zuschauerrekord aufgestellt. Wir haben mehr als 10 000 Eintrittskarten verkauft, und die Erfahrung zeigt, dass in den letzten Tagen vor dem Finale noch einige tausend Tickets weggehen.

Das Gespräch führte Inga Beißwänger

Bild: Inga Beißwänger

Zur Person

Steffi Jones, geboren in Frankfurt/Main, ist Direktorin Frauen- und Mädchenfußball beim DFB. Zuvor war sie Präsidentin des Organisationskomitees für die Fifa-Frauen-WM Deutschland 2011. Mit der Nationalmannschaft holte sie drei EM- und einen WM-Titel, mit ihrem Verein 1. FFC Frankfurt gewann sie vier Mal den Pokal und fünf Mal die deutsche Meisterschaft.

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